Vom Teufel mit den drei goldenen Haaren

Die Deutsche Bühne
5/2006

Jonas Vietzke hat nichts zum Spielen außer sich selbst und zieht sich nicht auf die Mittel des Erzähltheaters zurück. Er springt in die Rollen und wieder hinaus, explodiert und nimmt sich leise zurück - und am Ende hat man die Hölle, den Himmel und die Erde gesehen.
- Stefan Keim


Südwest Presse
17.08.2010

Was Freilichtspiele-Darsteller Jonas Vietzke in seinem Solo leistet, das beeindruckt. (…) Der Abend ist komponiert wie ein Streichquartett: Auf die Vorstellung des Themas folgen Gefühlsaufwallungen, dann wieder ruhige Phasen, heitere Verzierungen, Temposteigerungen oder Verzögerungen, und kurz vor dem Schluss ein Kulminationspunkt. Vietzke bringt den etwa 50 Besuchern im Theaterkeller dies alles allein durch seine Bühnenpräsenz nahe - faszinierend. Er ändert seine Körperhaltung, seine Stimme, und ist gleich eine andere Person. Sein Fuß, genauer gesagt seine rote Socke, ist der Teufel, oder seine Hände führen miteinander ein Streitgespräch. Sein Spiel ist anrührend: Es ist wunderbar, wie er sein Gesicht leuchten lassen kann, wenn der Knecht immer wieder Hoffnung fasst auf ein künftiges glückliches Leben an der Seite der Königstochter, oder wie er den Liebeskummer des Erzählers darstellt, als er von der Hochzeit der Prinzessin mit dem Knecht berichtet - der Erzähler hatte sich selbst in die Königstochter verliebt. Mit wenigen Gesten stellt Vietzke das naive Mädchen oder den kopflos-gehorsamen Soldaten dar. Er lässt den Prälaten seine hinterhältigen Pläne im sakralen Singsang vortragen und des Teufels Großmutter »I can't get no satisfaction« singen. Und immer wieder und vor allem ist seine Darstellung sehr witzig.
Am Schluss, wenn dann an diesem Freilichtspiele-extra-Abend jeder weiß, dass man aus großen Kröten auch Hüpfburgen bauen kann, ist Jonas Vietzke total nassgeschwitzt, und sein Publikum ist atemlos. Tosender Beifall belohnt den Mimen, der diese Produktion des Schlosstheaters Moers (Regie: Barbara Wachendorff) schon seit fünf Jahren im Repertoire hat und mit ihr 2006 beim Kinder- und Jugendtheatertreffen Nordrhein-Westfalen den Publikumspreis bekam.
- Monika Everling


Schwäbische Zeitung
03.04.2007

Lang ist die Personenliste: Erzähler, Knecht, Teufels Großmutter, Teufels Großmutter als junge Frau, Hauptmann, Pferd, Soldaten, Räuber, Prinz, Königstochter und und und... Dahinter steht ein einziger Name, der von Jonas Vietzke. Und der junge Schauspieler füllt all diese Rollen mit so prallem Leben, dass einem Hören und Sehen vergeht. (...) Köstlich wie der Brief, den der König dem Störenfried mitgibt, bei den Räubern von Hand zu Hand geht - jeder verzieht das Gesicht auf seine Weise, bis endlich einer den Brief, der dem Überbringer den Tod bringen soll, zu entziffern weiß. (...) Herrlich, mit welchem Strahlen unser Glückskind die ihm Zugedachte beschreibt: Haare, Augen, selbst die hübschen, kleinen, kugelrunden Pfirsiche auf ihrer Brust. Die wiederum freut sich von Herzen, dass sie nicht dem dummen Prinzen von Lothringen und dem ungeschlachten Riesen gehören soll, die plastisch vor unseren Augen stehen.
Das schönste kommt, als Glückskind zum Teufel gelangt: Einen Schuh ausgezogen, die rote Socke vorgestreckt und fertig ist der Teufel, den die Großmutter zärtlich laust, dem sie "im Traum" die goldenen Haare ausreißt...
Wie wenig äußerer Aufwand ist doch nötig, dass mit viel Witz und Phantasie eine ganz andere Welt vor den Augen entsteht.
- chv


NRZ
11.11.2005

Mächtig gespannt durfte man sein, wie Jonas Vietzke den vielschichtigen Stoff im Alleingang bewältigen würde. Um es vorweg zu nehmen: Er schafft die schwierige Aufgabe mit Bravour.
Mit vollem körperlichen Einsatz lässt er die Geschichte lebendig werden und dabei eine ganze Räuberbande vor dem geistigen Auge entstehen. Humoristische Kabinettstücke sind die Konversationen zwischen dem König, seinem Minister und einem intriganten Prälaten. Diese Figuren sind herrlich überzeichnet. Der Mime spricht im wahrsten Sinne des Wortes mit Händen und Füßen. (...)
Nahtlos schlüpft Jonas Vietzke von einer Rolle in die nächste, wechselt blitzschnell Ausdruck und Stimme und nutzt optimal die wenigen Möglichkeiten, die die stufenförmige Bühne im Pulverhaus am Schloss bietet. Da vergisst man leicht, dass die Inszenierung völlig ohne Bühnenbild und Kostüme auskommt. Das virtuose Wechselspiel von spielerischen und erzählerischen Elementen ist eine vergnügliche Mixtur, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen begeistert.
- Ulrich Ernenputsch


Rheinische Post
11.11.2005

Im Rahmen der Penguin's Days erlebte das teuflische Märchen jetzt im Pulverhaus eine glanzvolle Premiere mit einem furiosen Solo von Jonas Vietzke, der wirklich all Register seines Könnens zog. (...) Im ebenso gewagten wie genialen Balanceakt verkörpert Jonas Vietzke König und Prinzessin, Soldaten und Räuber, die Großmutter, die rote Teufelssocke, die Räuberbabutschka, die Kröte, den Riesen und, und, und. Ein schweißtreibender Kraftakt über ?Berg und Tal?, der ganzen Körpereinsatz fordert. Gleichermaßen turbulent geht es auch in der Sprache zu, vom Kampfgebrumm des Riesen über das liebliche Gesäusel der Prinzessin bis zum Gregorianiksingsang des Prälaten. (...) Die Zuschauer amüsieren sich köstlich bei diesem theatralischen Genuss, der mit unaufwändigem Spiel ein reiches Ergebnis liefert. Teuflisch gut.
- Petra Riederer-Sitte